Úlfsteinn
Hintergrundgeschichte
Was in Ulfsteinn geschah…
Zu jener Zeit, lange nachdem Thrail der Sturmsohn gelebt hatte, als das schwarze Schiff im Westen Ulfsteinns anlegte, war Hygeriak Hinrah der Anführer seines Clans. Die Beziehung zwischen den Clans war erneut angespannt und sein Sohn Falk floh vor einem arrangierten Handfasting mit Bryngerd Tryant, das die Verbindung der beiden Clans stärken sollte. Mit ihm zog die schöne Aar Bunjam hinaus in das Hochland.
Falks Bruder Hedwig, der zweitgeborene des Hygeriak, verließ seinen Clan, um nach seinem Bruder zu suchen und ihn heimzuholen. Währenddessen betraten die Neuankömmlinge vom schwarzen Schiff das Gebiet der Sorcere. Drei von ihnen trugen schwarze Roben, sieben von ihnen hatten Haut wie der Nachthimmel und elfengleiche Züge. Die Sorcere empfingen sie als Weisen und lernten die Kunst der Schrift von ihnen. So vergaßen sie, getrieben von ihrem eigenen Hochmut und übermäßigem Stolz, was Thrail einst lehrte. Sie sogen das Wissen über die Lande fern Ulfsteinns in sich auf und ersetzten damit das, was sie eigentlich im Sinn haben sollten – die Clans.
Nach einem Jahr zogen die sieben Elfen zu den Tryant und stellten sich ihnen als Schamanen vor. Sie lehrten dem Clan fremde Blutrituale, deren Opfer nur selten freiwillig waren. Die Tryant, schon immer fasziniert von der schamanistischen Glaubenswelt, klebten an ihren Lippen ihrer letharischen Lehrer.
Währenddessen hörte Hygeriak von der Zufriedenheit der Sorcere und nach einem Jahr empfing er das Oberhaupt der Fremdlinge in der Herot, der großen Halle der Hinrah. Er machte ihn zu seinem Berater und gab ihm einen Platz an seiner Seite. Sodann vertrieb der neue Berater durch Intrigen Hygeriaks dritten und letzten Sohn Hyglak, der seinem Vater den Rücken kehrte und ihn allein zurückließ. Als dem Clansoberhaupt der Hinrah bewusstwurde, dass seine Blutslinie in Gefahr ist, weil alle Söhne ihn verlassen hatten, entbrannten Wut und Aufruhr in seiner Seele. Er sendete Clanner aus, um seine Nachkommen zu suchen und, falls nötig, mit Gewalt wieder nach Hause zu bringen.
Viele Jahre vergingen und die Suchtruppen Hygeriaks meldeten, dass die Geliebte Falks tot bei den fremden Barbaren im Hochland gefunden wurde. Von den Söhnen jedoch fehlte jede Spur. Von Zorn getrieben ließ er den Anführer der Suchtrupps enthaupten. Für das Volk aus den Tieflanden war es eine Bestrafung, die den Lehren Thrails widersprach und man begann zu munkeln, dass Hygeriak von Tag zu Tag erschöpfter, fremder und boshafter aussah, als würde in ihm etwas entstehen, das seinen Charakter zum Schlechten hinwendet.
In dieser Zeit wuchs das erlangte Wissen der Tryant und der Clan verfiel einer Obsession für die wilde Blutmagie. Sie bildeten Schamanen in diesen düsteren Künsten aus während sie ihre Schwerter vergaßen und aufhörten sich auf sie zu verlassen. Gleichsam raffte eine Krankheit mit schwarzen Beulen und Blutergüssen die Hälfte des Clans der Sorcere weg – eben diesen Clans, der zuerst mit den Neuankömmlingen in Kontakt kam.
Und so machte der Berater Hygeriaks seinen Weg auch zu den Bunjam. Sie gestatteten ihm Zugang und Wulfgarr Bunjam, der Jarl des Clans, war bereit von diesem zu lernen. Sein oberster Schamane jedoch wurde misstrauisch. Angespornt von einer Warnung der Geister in den Tiefen seiner Brust, durchsuchte er das Hab und Gut des Fremden und fand eine Statue Panthers – des Verrätertotems gar selbst. So verbannte Wulfgarr den berobten aus seinem Land.
Jahr um Jahr wurde Hygeriaks Herrschsucht und Grausamkeit stärker bis er sich in einen regelrechten Wahn steigerte, der dem Gang des Berserkers glich. Er verbündete sich mit den Tryant und schuf so eine Verbindung der beiden größten Clans. Unter den Händen der Tryants wurden große Waldstücke Ulfsteinns durch die Blutmagie verdorben. Später sollten sie den Namen „blutigroter Wald“ tragen. Die schwarzberobten Begleiter seines Beraters schmiedeten derweil ein weiteres Bündnis mit den fremden Barbaren aus dem Hochland, um die Macht der verderbten Clans zu mehren.
Und so begann der Krieg der Clans… Der erste Vollmond des neuen Jahres war das verabredete Zeichen. Truppen der Hinrah fielen in das Gebiet der Ulfert und der Mandre ein. Gleichzeitig marschierte der blutigrote Wald auf das Gebiet der geschwächten Sorcere und der Wikrah. Die vier Clans wurden in kürzester Zeit unterworfen. Das eroberte Gebiet konnte durch die Macht der Hochlandbarbaren problemlos gehalten und befriedet werden. Es war einer der wenigen Momente in der Geschichte der Clanner, in dem sie sich dafür entschieden sich zurückzuziehen und neu zu formieren. Sie spürten die Verderbtheit ihrer Gegner und sahen die Not, in der sich das Überleben des Volkes befand. Abtrünnige aus allen Clans suchten die Sicherheit der Bunjams und versammelten sich unter dem Banner von Wulfgarr. Ein kräftezehrender Stellungskrieg begann, der keinen Gegenangriff erlaubte.
Um die Clans zu stärken begann auch Wulfgarr nach Falk suchen zu lassen. Seine Leute fanden ihn auf einer fernen Insel und brachten ihn sofort zurück nach Ulfsteinn. Kaum wurde seine Rückkehr verkündet, traten Clanner aus den Reihen der Hinrah vor und schwörten ihm statt seinem Vater die Treue ohne dabei fürchten zu müssen ihre Traditionen zu verletzen und ihre Ahnen zu entehren. Obwohl Hygeriak nicht mehr außer eine sabbernde wahnsinnige Hülle war, hielten einige seiner Clanner verzweifelt an ihrer Loyalität fest. Dennoch stärkte die Wiederkehr Falks die Verteidiger so sehr, dass sie eine Chance auf den Sieg sahen.
Wulfgarrs Mannen zogen von Gebiet zu Gebiet, um alle übrigen Helden der Tieflande egal welchen Clans um ihren Anführer zu scharen. Sie befreiten bezwungene Siedlungen und rekrutierten aus den Überlebenden weitere Kämpfer.
Innerhalb eines halben Jahres wuchs der Widerstand auf eine beachtliche Zahl und Wulfgarr entschied, dass es Zeit war sich mit dem Clan der Tryant anzulegen. Doch kaum betraten die Clanner das Revier der verräterischen Wölfe, begannen diese unter Anleitung der letharischen Pantherfratzen ein gewaltiges Ritual, dass den toten Drachen Galagon wiederbelebte und ihn gegen den Widerstand kämpfen ließ. In einer epischen Schlacht gelang es schließlich einem der treusten Gefolgsleuten Falks, Ekkehard Talfur, den untoten Drachen zu erschlagen während die Wolfskrieger der Bunjam, mit Wulfgarr selbst an ihrer Spitze, die Reihen der Tryant brachen und diese zur Kapitulation zwangen.
Gezeichnet von diesem Kampf, aber von neuem Mut erfasst, zog die Armee weiter nach Herot, um sich Hygeriak zu stellen. Am Ende der Entscheidungsschlacht stürmte Falk die Halle seines Vaters, erblickte den bibbernden, sabbernden Wahnsinnigen auf seinem hölzernen Thron und erschlug ihn, um ihn von diesem erbärmlichen Dasein zu befreien. Mit dem Tod des alten Hinrahs kam eine große Ohnmacht über alle Schamanen im Umkreis von einer Meile und der mächtige, bösartige Geist, der Hygeriak als seine Hülle gewählt hatte, wurde durch seinen Tod zurück in die Geisterwelt verbannt.
Getrieben vom Berserker, tat Falk es seinem Vater gleich, enthauptete ihn und trat mit dem Kopf vor die Tore der Halle. Als die Hinrah den toten Anführer erblickten, ergaben sie sich und die Kämpfe kamen zum Erliegen. Mit der Faust auf ihrer Brust schworen sie Falk die Treue und ein lautes Wolfsheulen erklang über dem vom Blut gefärbtem Dorf. Obwohl der Clanskrieg damit sein Ende fand, waren seine Auswirkungen verheerend. Ein großer Teil der Wölfe, zuvor ein Volk aus zehntausenden, war tot. Raben kreisten über den Schlachtfeldern. Die großen Clans waren auf einige tausend Mitglieder geschrumpft, während andere kleinere Clans vollständig vernichtet oder brutal dezimiert worden waren. Doch es blieb keine Zeit zum Durchatmen.
Unter dem höchsten Berg der Tieflande, dort wo einst Galagons Hort lag, öffnete sich ein Portal, geweckt vom Blut, das das Land tränkte und den Nachwehen der falschen Magie der Tryant. Es war die Vollendung des Plans der dunklen Templer und der Letharen, die die Clans gegeneinander aufgebracht hatten. Es war ein Tor nach Helheym selbst und ihm entstiegen die Balron, die sieben Fürsten des dunklen Unterreiches. Mit sich brachten sie ihre zahllosen Heerscharen. So folgte dem Clanskrieg der Dämonenkrieg.
Im Antlitz dieser Gefahr erkannten die Tryant ihren Irrglauben und schworen fortan dem alten Pfad der Schamanen erneut die Treue. Sie wollten als ihre Wächter Buße tun und ihr Leben ihrem Schutz widmen. Das stark dezimierte Volk aus den Tieflanden mit seinen zerstörten Festungen und toten Kriegern stand ohne Chance gegen die Dämonenhorden.
Die letzte Hoffnung war der Clan der Bunjam und ihr Jarl Wulfgarr. Der Vater Leifs bot allen Clans Obdach in der letzten Festung, dem Heim der Bunjam an. Fieberhaft begann man mit geeinten Kräften Schiffe zu bauen – sieben an der Zahl. Doch die Dämonen rückten weiter vor und der Kampf gegen ihre Vorhut aus Höllenhunden, Untoten und anderen Biestern schien endlos. Kurz bevor die Schiffe fertig waren, kam der unerwartete Todesstoß. Grobe Flöße landeten und wilde Orks und Trolle strömten vom Ufer in das Land, um die Stellungen der Tiefländer anzugreifen. Hinter ihnen folgten die Oger, um sich vom Fleisch der Toten zu ernähren, sie als Untote neu auferstehen zu lassen und sie Rabe zu entreißen.
Auf der Gnittaheide kam es zum letzten Kampf. Sie mussten hier zwei Wochen gegen Orks und Dämonen bestehen, bis die Schiffe endlich fertig gestellt werden konnten. Zwei sehr lange und blutige Wochen kämpften und starben die größten Helden der Tieflande. Trotzig und stolz stemmten sie sich gegen die anrückenden Horden und jeder einzelne von ihnen opferte sein Leben dem Fortbestand des Rudels. Die Farben der Kilte spielten keine Rolle mehr, denn sie alle waren rot.
Als die Schiffe endlich fertig waren, verwehrte die letzte Reihe dieser Helden den Dämonen den Weg und weigerte sich zu gehen, um sehr teuer die Zeit zu erkaufen, die ihr Volk nun brauchte. Als die Schiffe ablegten, starben sie mit einem Lied auf ihren Lippen.
Nach wenigen Meilen der Schifffahrt, das Lied noch in der salzigen Luft, entstieg den Tiefen der See ein Dämon. Man nannte ihn den Dämonenwal Raugaroth, den nassen Rachen der See. Er versenkte vier der sieben Schiffe und nur drei konnten entkommen. Sie verloren sich aus den Augen und so kam es, dass sich das Volk aus den Tieflanden in viele Richtungen verteilte und einige Wölfe aus den zerstörten Schiffen an vielen fremden Orten strandeten.
Es vergingen über zwanzig Jahre. Aus Flüchtlingskolonien wurden kleine Dörfer. Aus einem gebrochenen Rudel wurden starke Wölfe. Und die Dame im Wind begann das zu vereinen, was nie hätte zerschlagen werden dürfen.