Orkkaverne

Aus Spielerinfos von Alathair
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Die Orkkaverne und das dazugehörige Orkfort liegen nördlich von Adoran, in der Nähe des Nebelpasses. Oftmals versuchen die Horden der Orken die nahen Lehen des Herzogtums zu plündern und stiften Unruhe. Bisher ist es den Truppen des Reiches nicht gelungen, diesen Stützpunkt zu vernichten.

"Schweinsnasen!"

In einer Reihe, wenn auch nicht im Gleichschritt, marschierten vier Gestalten – gewandet in die Dienstrüstung des Regiments zu Lichtenthal – den Pfad nach Norden, hinaus aus der glänzenden Stadt Adoran. Noch schien die Sonne nicht, doch der orange glühende Horizont verriet ihr baldiges, sonniges Erscheinen. Das Ziel der kleinen Truppe waren die Höhen nahe des Nebelpasses. Unweit des allseits bekannten Hortes des Wissens und nahe der Grenze zu den Ered Luin, wo die Eledhrim ihrem Tagwerk nachgehen.

Wachtmeister Wunderbart und seine drei Kameraden, allesamt Mitglieder der Mannschaftsdienstränge, folgten ihm auf Schritt und Tritt. Ihr Auftrag war ein besonderer. Besondere Soldaten erhielten eben besondere Aufträge und so kam es, dass Wunderbart wieder einmal einen Trupp erfahrener, vom Rekruten Klee abgesehen, Recken auf eine nicht ganz ungefährliche Mission führte. Stolz und mit gereckter Brust marschierte der brummige Veteran voran. Einen Posten als Unteroffizier hatte er abgelehnt. „Zuviel Papierkram“ hatte er nur entgegnet und dem Herren Oberst mitgeteilt, dass sein Platz inmitten der Mannschaft und nicht im Büro des Unteroffizierskorps sei. Jedem Wachtmeister hätte bei diesem Benehmen, diesem Affront gegen eine angediehene Beförderung die unehrenhafte Entlassung gedroht, doch in Wunderbarts Fall war man sich einig. Dieser Kerl gehörte an die Front. Außerdem hätte dieser Krieger vermutlich ob des Papierkrams ein Alkoholproblem, eine Neigung zum Pyromanentum oder Schlimmeres entwickelt.

„Shaz’Grabul ist ein Mistkerl von einem Ork. Nicht, dass die nicht allesamt Mistkerle wären, aber der hier ist ganz besonders fies. Kronwalden geplündert hat er, einen ganzen Hof in Brand gesteckt. Er und seine missratene Brut von tumben Keulenschwingern. Von Hinterhalten verstehen diese miesen Kerle etwas… auch wenn sie in einer Feldschlacht zum Chaos neigen.“, Wunderbart neigte zu Monologen an der Spitze der Formation, doch seine Kameraden schätzten ihn dafür. Es hielt die Moral hoch, vertrieb die trübe, nachdenkliche Stimmung vor einer nahenden Schlacht und die sonore Stimme des Vorgesetzten hatte etwas väterliches, etwas führendes.

„Wachtmeister, wie werden wir vorgehen?“, Gardist Wellensteyn fragte stets unverblümt, aber selbst bei seinem Freund Wunderbart ließ er die Erwähnung des Ranges niemals aus. Wunderbart und Wellenstein waren ein tödliches Gespann und kämpften schon seit langer Zeit Seite an Seite. Sie verband eine Art soldatisches, brüderliches Band, das vielen Soldaten des Regiments ein Beispiel an Kameradschaftlichkeit war. „Wir werden mit diesem kleinen Trupp wohl kaum einen Frontalangriff durchführen können. Die zerlegen uns im Handumdrehen, Wachtmeister.“

„Völlig richtig, aber auch im Fort müssen wir nachsehen. Wenn wir Glück haben, ist die halbe Besatzung wieder sturzbetrunken und wir können ein wenig verhandeln. Jedermann hat seinen Preis, der eines Orks ist einfach nur niedriger.“, Die Schritte des Truppführers beschleunigten sich etwas, denn das Firmament begann stärker zu glühen und der Tag kündigte seinen Beginn an. Gardist Thay und Rekrut Klee folgten schweigend. Thay, weil er keine Zunge mehr besaß und Klee, weil dies sein erster Einsatz außerhalb der schützenden Mauern Adorans war. Sein Gesicht war grau vor Angst. Orks hatte er noch nie gesehen und gegen eine dieser abscheulichen Kreaturen gekämpft hatte er auch noch nie. In seiner Vorstellung waren Orks noch die Schrecken der Grenzgebiete, nur übertroffen von den Horden der Rahaler weit im Westen. Thay blickte über die linke Schulter und ein freundliches Lächeln wurde dem Rekruten geschenkt. Fast, als habe der stumme Gardist die aufkeimende Furcht des noch jungen Mannes, der gerade erst die Nahkampfausbildung durch die Korporäle erfahren hatte, gerochen. Da sich aufmunternde Worte bei Thay nun einmal ersparten, blieb es bei einem motivierenden, zackig militärischen Nicken und dem Anpassen des Schrittes an jenen des Truppführers. Klee folgte, einen flehenden Blick zum Himmel werfend, „Temora hilf.“

Vorbei an dem Schild zum Hort des Wissens bogen die vier Recken rechts ab. Mehr und mehr zeichnete sich die blassgraue Bergkette nahe des Nebelpasses links neben ihnen an und der Geruch von verrottendem Fleisch, sich sammelnden Unrates und einem abscheulich süßlichen Geruch, den sie nicht zuordnen konnten, offenbarte, dass sie sich dem Lager der Orken nähern mussten. Aus irgendeinem Grunde befahl Wunderbart Thay, zurückzubleiben und der Schütze blieb kurz vor Erreichen der Sichtlinie der orkischen Verteidiger zurück. Eine letzte Biegung um eine Felsnase und sie standen vor dem hölzernen Tor zum Orklager. Das Lager selbst war in einen kleinen Kessel inmitten des Berges gebaut und durch diese Lage schien es außerordentlich gut zu verteidigen. Einzig die Südseite des Lagers war durch eine Palisade geschützt. Die anderen Seiten hingegen wurden durch die steilen Berghänge von natürlicher Hand verteidigt. Wellensteyn zog eine weiße Flagge mit einer in blaugrauen Fäden eingestickten Taube darauf hervor und hob sie hoch über die Köpfe der drei Soldaten. Das Regiment wollte verhandeln. Vorerst.

„Rotröcke und Goldhelme! Besetzt die Türme!“, das übliche Procedere, wenn das Regiment sich einmal mehr dem Lager der Orken näherte. „Anlegen, Sehnen spannen, ihr Maden!“, Wo Bogenholz gespannt wurde, knarrte es und das Ächzen von Sehnen erfüllte die Luft. Hier und dort entlang der Palisade erklang das scharrende Geräusch eines schartigen Schwertes, das aus einer schlecht gereinigten Scheide gezogen wurde. Dann herrschte Stille. Der kleine Trupp Regimentssoldaten bezog Stellung vor dem Tor. Wunderbart hatte sie in eine Distanz geführt, die selbst durch die kurzen, schlecht gefertigten Bögen der Orken überwunden werden konnte. Scheinbar fürchtete er keinen Ausfall der…

„…Schweinsnasen!“, Wunderbart konnte tatsächlich charmant sein, wenn er wollte, „Wir suchen einen aus euren Reihen. Er hat auf unserem Land geplündert und das Abkommen verletzt, er hat einen großen Hof niedergebrannt und viele Bürger des Herzogtums verletzt. Wir verlangen seine sofortige Auslieferung! Shaz’Grabul muss für seine Untaten bezahlen und wird vor unserem Gericht seine Verurteilung erwarten.“

„Ihr Rotröcke habt uns uns herausgefordert.“, Scheinbar krächzte das führende Männchen dieser stinkenden Horde von der Palisade hinab. Es war einer dieser ganz besonders unansehnlichen Witze der Schöpfung. Mit triefender Schweinsnase, krummen Hauern, die aus dem Unterkiefer hervorstachen und einem Teint, der jedem Schleimmonster aus den Tiefen der Sümpfe die Blässe ins Gesicht treiben würde. Hätte jenes ein Gesicht besessen. Leider war diese widerwärtige Kreatur der allgemeinen Verkehrssprache, wenn auch mit einem erbärmlichen Akzent, mächtig und verteidigte den Krieger aus seinem Volk. „Mit euren schmackhaften Braten und eurem duftenden Brot habt ihr uns gelockt! Shaz’Grabul hat gesagt, es sei recht und wir nehmen nur, was uns gehört. Shaz’Grabul ist großer Krieger!“, die Menge hinter ihm johlte. Wellensteyn blickte seinen Vorgesetzten von links an und murmelte ihm leise etwas zu. „Nicht ganz, was ihr erwartet habt, Wachtmeister?“

„Abwarten, Gardist.“, der Wachtmeister baute sich breit auf und die bullligen Schultern, die imposante Brust Wunderbarts bot einen eindrucksvollen Gegenpol zur aufgehenden Sonne hinter ihm. „Liefert ihr Shaz’Grabul nicht aus, werden wir euer Lager ein für alle Male dem Erdboden gleichmachen und euer Volk auslöschen!“ „Ihr drei? Ha! Wir machen euch zu unserem Frühstück! Heute gibt es Rotrocksuppe, Freunde!“, kreischte der Befehlshaber der Orken seinen Mitstreitern zu.

„Die sind wie Tiere. Jedes Rudel hat ihr Alphatier.“

Wunderbart gab ein Zeichen. Er räusperte sich auf eine unangenehm laute Art und Weise, als das Johlen und Waffenklappern der Orken sich beruhigt hatte und die Stille der bevorstehenden Schlacht sich auf den Pass vor dem Tor zum Orklager legte. Urplötzlich zischte es unheilvoll und der Alphaork brach getroffen zusammen. Der gefiederte Schaft des Pfeiles vibrierte nach dem Aufschlag heftig und ehe der Ork den Boden erreichte, hatte er seinen stinkenden Lebensodem ausgehaucht. Niemand unter den krummbeinigen Kriegern der Orken und wohl auch, jedenfalls dem gellenden, möwenartigen Kreischen nach, Goblins im Lager hatte diesen Pfeil kommen sehen. Genausowenig wie sie das Räuspern des Wachtmeisters hatten einordnen. „Die sind eben doch nur Schweine auf zwei Beinen.“, Wunderbart grinste voller Selbstvertrauen und ließ, nun da er ihr Alphatier hatte ausschalten lassen, keine Sekunde mehr verstreichen als unbedingt nötig.

„Also, wo ist Shaz’Grabul? Händigt ihn aus, oder unsere Truppen hinter dem Pass werden euer Lager dem Erdboden gleichmachen!“, Wunderbarts Stimme klang noch herrischer als zuvor, sein dunkelroter Umhang wurde von einer Böe erfasst, was seine Worte dramatisch untermalte. Die Besatzung der Festung mochte seinen Gesichtsausdruck im hellen Gegenlicht vielleicht nicht erkennen, doch Klee konnte diese Miene, voller Patriotismus und Stolz sehen. Sie beruhigte den Atem des Rekruten und das Zittern in seinen Beinen verlor an Macht über seinen unsicheren Stand. Paradox, so kam es Klee vor, denn es war nur eine Frage von Augenblicken, bis die Besatzung der hölzernen Burg voller Orken einen Ausfall proben würde. Oder sind sie doch so leicht zu täuschen? Ein weiterer Pfeil flog heran und ein gurgelndes Kreischen erstarb kläglich.

Eine unheilvolle Stille legte sich über die morgendliche Szenerie. Bogenschützen auf der Palisade hielten die drei Soldaten in rot und gold im Blick, die Pfeile aufgelegt und bereit loszuschlagen. Doch es flog keine tödliche, gefiederte Antwort hinab. Stattdessen, nach quälenden Minuten des Wartens, trat ein kleinerer Ork hervor. „Der große Grabul ist in der Mine, Menschen.“ Ein wirres Kichern entfuhr dem schiefnasigen Widerling. „Rein kommt ihr vielleicht, aber raus lässt euch niemand mehr!“. Warnpfeile landeten vor den Füßen der Soldaten des Regiments – Scheinbar war die Besatzung der Orkfestung sich ihrer Sache nicht ganz so sicher, wie sie vorgaben, doch die Erwähnung der Mine ließ selbst Wachtmeister Wunderbart kurz zusammenzucken. Gerade als die Bogenschützen erneut nach ihren Köchern griffen, gab der Wachtmeister den Befehl zum Abzug hinter den Bergkamm.

„Ein schlauchförmiger Hinterhalt, der sich meilenweit in den Berg erstreckt. Und wir haben keine Ahnung, ob sie genauso geblufft haben wie wir.“, Gardist Wellensteyn mischte sich ein. Wunderbart schien in Gedanken versunken. Die Festung war keineswegs uneinnehmbar, doch waren die Orken weder betrunken – wie erwartet – noch wenig wachsam. In der Mine konnten sie zwar zu viert vorrücken und einander genügend Deckung bieten, doch liefen sie Gefahr, eingekesselt zu werden und nicht wieder lebend herauszukommen. Die Festung zu stürmen, falls Shaz’Grabul doch im hölzernen Bergfried residierte, wäre mit diesem Trupp unmöglich, also entschied sich Wunderbart.

„Wir stürmen den Misthaufen, der am wenigsten stinkt.“, Wunderbart hatte eine Entscheidung getroffen. „Jeder von uns kämpft besser als ein Dutzend von diesen Schweinsnasen... Auf, Kameraden!“.

Hoffentlich brachte ihnen wenigstens der Name des Rekruten Glück.