Die hohe Etikette

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(Stand April 2022)

Schreibweise, Perspektive und Modus in Anlehnung an: Einmaleins des guten Tons Dr. Getrud Oheim Bertelsmann Verlag, 1. Auflage März 1955


OOC Hinweise: 1. Die Darstellung der hohen Etikette ist humorvoll überspitzt. Niemand muss oder sollte alle Punkte genauso spielen, wie sie aufgeführt werden. Sie geben nur einen erstrebenswerten Idealzustand an, den kaum jemand erreicht. Ebenso wenig wie das perfekte Befolgen aller Tugenden. 2. Es ist ausdrücklich gewollt und gewünscht, dass ein lebendig gespielter Char im Rahmen der hohen Etikette als Adeliger durchaus Schwächen, Neigungen und vielleicht sogar Marotten hat. 3. Das Miteinander zählt. Auch in der IG ausgespielten Etikette. 4. Anklagen wegen Fehlverhalten (Liebschaften, Intrigen, Mordpläne) müssen zwingend durch die Betreuung geprüft und lückenlos vom Ankläger in der Beweisführung dargestellt werden können. 5. Einheiraten in den Adel aus bürgerlichem Stand. Hier ist eine Adelsbewerbung erforderlich und somit die offen gezeigte Bereitschaft im Adel als Adliger mitzuspielen und mitzugestalten. Die angenommene Adelsbewerbung gilt als Dispens IG.


Die hohe Etikette

Allgemeines

Der Adel bildet im alumenischen Reich gleichsam eine abgegrenzte wie auch durchlässige Gesellschaftsschicht. So ist es nicht selten, dass Bürger über den Weg des Amtsadels oder des Schwertadels in jenen Stand durch ihre Verdienste und Ausbildung erhoben werden. So sehr auch der Bürger sich in höflicher Geste und Benimm zu geben weiß, so sehr schreibt der Adel noch immer seine eigenen Regeln und Sitten und trägt jene unter Seinesgleichen fort. Jeder Adlige achtet penibel darauf die Wappen anderer Adligen zu kennen und jene korrekt und jeweils mit dem höchsten Titel anzusprechen. Hier bilden tatsächlich nur Offiziere des Militärs im Dienst die Ausnahme oder der Erklärte Verzicht des Angesprochenen auf seinen höchsten Titel. Somit ist es auch nicht unüblich, dass Ritter ihren König und obersten Schwertbruder in einer Geste der Verbundenheit, Demut und Dankbarkeit mit ‚Sire‘ ansprechen, sofern die Situation es hergibt. Vertrauliche Anreden gegenüber Seiner Majestät in Form von 'mein König' sollen auch schon im Adel und Hochadel vorgekommen sein. Situationen an sich sind ein Thema für den Adel, denn je nach Situation werden Gesten, Reden und auch das eigene Zurücknehmen oder Vorantreten bestimmt. Gegenüber Höhergestellten ergibt sich so naturgemäß eine eher zurückhaltende Haltung in Sprache und Forschheit des Auftretens. Man geht auch selten zu seinem Herrn, ohne gerufen zu sein oder ein sinniges Anliegen vorweisen zu können. Der Adel neigt mehr dazu den verwaltungslastigen Teil der Lehensbeziehung zu pflegen, als jenes vom Schwertadel kolportiert sei. Der Schwertadel fokussiert sich meist auf den militärischen Part. Die höhergestellten Adligen jedoch wissen auch wie sie sich die Verbundenheit ihrer Untergebenen sichern und sparen oftmals nicht mit Einladungen, Gaben und auch Zuspruch. Basiert doch der Adel in seinem Lehenverhältnis auf gegenseitigem Schutz, Rat und Vertrauen, so wird jenes auch durch das Verhalten untermauert.


Höflichkeitsgesten

Der rangniedere Adlige wird sich von seinem Platz erheben, wenn ein ranghöherer Adliger den Raum oder die Szene betritt. Verbeugung oder Knicks im Sitzen auszuführen sind auch gar unmöglich, daher ergibt sich das Aufstehen aus der sitzenden Position aus diesen Zwängen ganz natürlich. Der Ranghöhere behält für gewöhnlich Platz und neigt aber zur Begrüßung sein Haupt. Wer steht, steht so lange bis ihm ein Platz angeboten wird. Eisern und ohne mit der Wimper zu zucken, wird im Zweifel auch die Unhöflichkeit des ranghöheren Adligen erduldet, wenn jener einen nicht zum Sitzen einlädt. Auf- und abtretende Damen sind prinzipiell immer ranghöher als der sitzende Herr, aber sie können auf die Geste des Aufstehens auch mit einer gewissen Freundlichkeit verzichten. Hier noch eine oft missverstandene Erklärung zum Angebot des Geleits oder des Armes. Dieses Angebot wird von einem Adligen dann unterbreitet, wenn das Gegenüber für schützenswert betrachtet wird. Man merke auf! Nicht für schutzbedürftig und wehrlos! Sondern für schützenswert! So bietet ein Vasall seinem Lehnsherren das Geleit zu seinem Heim an, da er ihn für schützenswert erachtet. Eine Ritterin bietet einer Priesterin Arm und Geleit bis zum Kloster an, da sie jene schätzt und für schützenswert einordnet. Dies ist keine Geste der Überlegenheit, sondern eine Geste des tiefen Respekts, die entsprechend auch gewürdigt werden sollte.


Du - Euch - Ihr: Anreden und Sprache

Die vertrauliche Anrede zwischen Adligen vernimmt der gemeine Bürger selten. Das unkomplizierte ‚Du‘ stellt sich unter gleichen Adligen mit höchstens ein oder zwei Stufen unterschied nur in sehr privater und erklärter Freundschaftsrunde ein. Sobald ein Außenstehender, gleich ob Adel oder Gemeiner hinzukommt, wird umgehend von allen wieder die alumenische Sitte an den Tag gelegt und die jeweils höflichste Form der Anrede genutzt. ‚Eure Hochwohlgeboren, würdet Ihr mir gütigst das Pergament reichen‘ ‚Sehr gern, Euer Hochgeboren, es ist ein Schreiben Seiner Erlaucht zum Thema Marktordnung‘ ‚Verbindlichsten Dank, Eure Hochwohlgeboren! Seine Erlaucht hat den Entwurf hervorragend formuliert.‘ Oft beobachtet man auch, dass adlige Ehepaare sich in der Öffentlichkeit nur sehr sporadisch berühren und den Ehegatten höchstens im Flüssterton duzen. Der Hochadel an sich ist im öffentlichen Auftreten in der Regel sehr reserviert. Doch beobachtete man durchaus auch schon einen zärtlichen und vertrauten Umgang beim frisch vermählten Königspaar.

Es sei noch gesagt, dass die Sprache des Adels ebenfalls oft heraussticht und gegenüber den Gemeinen gewählt und ausdrucksreich erscheint. Adlige beherrschen im Allgemeinen auch die Fähigkeit viel zu reden und im Grunde sehr wenig damit zu sagen. Daher bilden sie oft ein stabiles Korps an Diplomaten, Gesandten und auch Richtern. Sie folgen jedoch in Wort und Tat den Tugenden der Schildmaid und sind um das Rechte Maß in ihren öffentlichen, politischen Handlungen bemüht.


Kleidung

Seine Kleidung wählt der Adel stets sorgsam aus. Die Stoffe sind edel und von schwerer Qualität, oft aufwändig bestickt. Jeder Adlige, gleich ob Mann oder Weib, wird mindestens ein Kleidungsstück am Leibe tragen, welches sein eigenes Wappen zeigt. Auch die eigene Farbe wird offen und voller Stolz und Ehre gezeigt. Die Wappen des Amtsadels erscheinen oft verschnörkelt und mit reichlich Symbolik angetan, während die Ritterwappen auf eine klare Erkennbarkeit im Felde setzen. Die Körper verdeckt der Adel höchst sittsam. Kurze Ärmel wie beim gemeinen Volke oder gar kurze Röcke, die nicht die Waden bedecken erblickt man nicht. Damen achten darauf beim Zeigen von Haut dies geschmackvoll und präsentabel zu tun; die Herren verbergen ihr üppiges oder spärliches Brusthaar konsequent unter hochgeknöpften Blusen oder Hemden. Dem Anlass entsprechend wird man sich den Jahreszeiten und dem Anlass angepasst kleiden. Ein Ausritt erfordert andere Schnitte und Materialien als ein Bummel über einen Markt, ein Picknick im Freien ein anderes Muster als ein Ball bei Hofe.

Der Adel lässt es sich nicht nehmen regelmäßig [b]gesellschaftliche Zusammenkünfte[/b] abzuhalten und auch für Gemeine zu öffnen. Jedoch erkennt man selbst auf einem Maskenball den Unterschied deutlich. Adlige Damen tragen stets die schönsten Kleider, die sie in angenehmer Form kleiden und doch durch Verzierung und Schnittführung das Interesse des geneigten Betrachters wachhalten. Der adlige Herr wandet sich in feinen Stoff und trägt auch zum Ballgewand eine feine Seitenwehr, meist einen Degen oder ein Rapier. Damen tragen keine Seitenwehr zu Kleidern oder Röcken, denn 'Seitenwehr gegen Seitenwehr, tut sich nur beim Tanzen schwer'. So sagt es ein alter alrynischer Erziehungsreim. Jedoch ticken insbesondere in Lichtenthal die Uhren oft anders und generell gibt sich der Adel hier oft freier und gelassener im Umgang mit solchen Vorschriften. Bisher hat noch kein lichtenthaler Adliger eine Dame beim Tanz aufgrund einer Seitenwehr stehen lassen.


Bälle, Bankette und Tanz

Zu gesellschaftlichen Anlässen wie Bällen, Banketten, Tanzabenden oder anderen Veranstaltungen erscheint ein Adliger gleich ob Herr oder Dame möglichst in Begleitung. Nach dem ersten Tanz oder erstem Gang des Mahls kann man sich dann durchaus auflösen und weiter unter die Menge mischen. Zum [b]Tanze[/b] fordert stets der Herr die Dame mit einer Verneigung auf. Ihr wird galant der Arm angeboten. Die Dame reagiert mit einem Kopfneigen, dem Erheben -sofern sie sitzt – und einem leichten Knicks. Hierbei ist sofern ein Mangel an Anmut zu verzeichnen ist zumindest die Würde der Geste zu beherrschen. Jeder Adlige ist in der Lage die geläufigsten Gesellschaftstänze im Mindestmaß korrekt durchzutanzen, im Idealfall auch mit einer gewissen tänzerischen Finesse. Lehnt eine Dame einen Tanz ab, so tanzt sie den gleichen Tanz nicht mit einem anderen Herrn. Muss sie den Tanz mit einem Herrn aufgrund dessen körperlicher oder verbaler Unverschämtheit abbrechen, so löst sie sich von ihm, knickst und geht mit erhobenem Haupte davon. Sollte der Tanz ausgetanzt sein, so geleitet der Herr die Dame zurück zu ihrem Platz und wird noch ein paar Worte wechseln. Es sei noch angemerkt, dass es eher nicht zu empfehlen ist zu oft mit der gleichen Dame zu tanzen. 'Ein Tanz ist Höflichkeit, zwei Tänze sind Freundschaft, drei Tänze ist Werbung.' Während einer Tanzveranstaltung ausgerufenen Damenwahl schlägt die Stunde der Damen. Nun haben sie die Wahl einen Herren zum Tanz aufzufordern oder darauf zu verzichten. Die Tanzaufforderung einer Dame lehnt für gewöhnlich kein wohlerzogener Herr ab, außer er weist schwere tanzhinderliche Gebrechen auf.


Das Werben und Heiraten

Die Werbung im Adel ist mit einigen Fallstricken und Haken versehen, die zu beachten sind. Es wirbt immer der Herr um eine passende, weibliche Adlige. Jene sollte möglichst keine zu hohe Stufe innehaben, damit er nicht als Emporkömmling betrachtet wird. Auch sollte die Dame im Grunde nicht zu tief vom Range sein, damit jene nicht als Goldgräberin in ein fahles Licht getaucht wird. Jedoch kann ein hochedler Herr im Prinzip um jede Dame werben, bei einer beabsichtigten Eheschließung mit Bürgerlichen ist jedoch die Zustimmung (Dispens) seines Lehnsherren oder die des obersten Lehnsherren zu erwirken. Es ist eher unüblich, dass Adel mit vererbbarem Titel bürgerliche ehelicht. Auch hier sei vermerkt, dass die Damenwelt des Adels nicht ganz ohne eigenen Willen oder Entschluss der Güte der Herren unterworfen ist. Mitnichten! Adlige Damen wissen sehr gut und sehr genau wie sie einen Herren dazu nachhaltig motivieren, die Werbung um sie aufzunehmen. Nicht selten nehmen auch adlige Frauen hier das Heft selbst in die Hand.

Die Werbung erfolgt oft durch das Vorsprechen bei einem Verwandten des angestrebten Eheziels. Dies kann ein Elternteil, Oheim oder älteres Geschwisterteil oder im Falle von unmündigen weiblichen Adligen der Vormund sein. Es ist die Erlaubnis für die Werbung zu erwirken. Nach jener Erlaubnis wird der Herr zur Tat schreiten und mit günstigen Mitteln versuchen die Auserkorene von sich zu überzeugen und für sich zu gewinnen. Die üblichen Methoden sind meist Blumen, Gedichtbände, Briefe, Einladung zu Bällen oder das gemeinsame Flanieren auf Märkten, persönliche Aufmerksamkeiten und vielleicht auch das eine oder andere Minnelied. Den Antrag zur Heirat spricht in der Regel der Herr aus, der weibliche Gegenpart nimmt an oder lehnt höflich und mit einer fürsorglichen Begründung ab. Bei gegenseitigem Einverständnis wird die Kirche Temoras informiert und ebenso der Adel über die Verlobung in Kenntnis gesetzt. Während Werbung und Verlobung ist es durchaus an der Tagesordnung, dass es zu Berührungen zwischen dem entstehenden Paar und den ersten, recht unschuldigen Zärtlichkeitsgesten in der Öffentlichkeit kommt. Alles ist jedoch mit dem besonderen Gewürz des Geschmacks, Anstands und der persönlichen Würde versehen.

Adlige heiraten generell vor Temora und immer in einem angemessenen, feierlichen Rahmen. Scheidungen abgesehen von unglücklichen und zufälligen Todesfällen kommen nicht vor. Leider sind jedoch auch nach Jahren abgenutzte Ehen mit getrennten Hausständen keine Seltenheit. Hierbei achten jedoch beide Parteien auf ein weiteres, höfliches, wenn auch distanziertes Auskommen miteinander.


Gefährliche Liebschaften

Es sei noch ein offenes Wort angebracht zum Thema Liebschaften. Auch Adlige sind keine Heiligen, sie haben Gefühle und Leidenschaften, die sie zwar von der Öffentlichkeit zu verbergen wissen, aber im Stillen und Geheimen dennoch leben. Nicht jede Liebschaft endet in einer Ehe, nicht jede Ehe kommt ohne Seitenwege der Ehepartner über die Jahre. Doch wird dies gut verdeckt und unter Verschwiegenheit aller Beteiligten vollzogen und bleibt ungesehen. Sollten derlei Umtriebe ruchbar werden, so kann es von den Lehnherren der Beteiligten natürlich mit Konsequenzen belegt werden. Strafzahlungen und sogar der temporäre Entzug von Einladungen zu gesellschaftlichen Anlässen möglich. Hier kann sogar die Kirche Temoras zur Tat schreiten und den Schwerenöter bei den jeweiligen Lehnsherren anzeigen. Wobei gesagt sein muss, dass solche Anklagen Hand und Fuß und vor allem lückenlose Beweise benötigen. Ein einfaches Hörensagen wird nur mit einem lahmen Abwinken seitens der Lehnsherren quittiert werden.


Streit und Händel im Adel

Auch im adligen Stand tummeln sich Menschen mit Zielen, Eigenheiten und manchmal auch losem Mundwerk. Geschieht es im Adel, dass ein Wortabtausch bis zu einer Ehrverletzung gelangt, so ist es Sitte und Brauch ein Ehrenduell auszufechten. Die genauen Details dazu sind im Duellkodex festgelegt und werden in tradierter Form oder auch abgewandelter Form befolgt.