Schöpfungsgeschichte

Aus Spielerinfos von Alathair
Version vom 26. August 2013, 23:09 Uhr von Staff-serath (Diskussion | Beiträge) (Kapitel Vier - Der Bruderkrieg)

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Im welchem Ursprung beginnt die Geschichte der Welt Alathair? Die Schöpfungsgeschichte beschreibt die Erschaffung der Welt durch Eluive, die Entstehung der Rassen und Völker und erklärt den Grund für den beständigen Kampf zwischen den beiden Gottheiten Alatar und Temora.

Wer die Geschichte nicht direkt im Wiki lesen möchte, kann sie sich gerne auch hier als PDF Datei ziehen.

Kapitel Eins - Der Gesang der Götter

Dort, wo sich Dunkelheit und Stille zusammengefunden hatten, weilte Eluive und lauschte dem Nichts. Wie die Noten eines Liedes reichten sich ihre Gedanken die Hände und formten eine Melodie, die sich wie ein Sonnenstrahl einen Weg durch die Finsternis bahnte und das leere Schweigen mit Leben erfüllte. Eluive sang zu dieser Melodie und die harmonischen Klänge verneigten sich zu Gestein.
»Es hat also begonnen«, dachte Horteras, als er den Gesang seiner Schwester in der Ferne hörte. Er hatte sie gewarnt – und doch war die Melodie so schön, dass sie seine zweifelhaften Gedanken bannten und er in Frieden den Klängen lauschen konnte.
Und Eluive sang weiter, denn sie erwartete zwei Kinder. Sie wusste, dass der Klang ihrer Stimme dazu gemacht war, neue Welten zu formen. So wollte sie eine Welt schaffen, auf der ihre beiden Kinder leben und aufwachsen könnten. Das Gestein nahm Form als, als ihr Gesang weiter durch ihn durchdrang. Wie ein Wurm fraß er sich durch das harte Material; übrig blieben Berge, Höhlen und Täler. Als Eluive der Melodie gebot, sich niederzulegen, gehorchte sie. Flüsse und Sehen entstanden, deren Plätschern noch heute daran erinnert, wie der schöpferische Gesang klang.
Eluive betrachtete das Werk ihrer Musik und sie war zufrieden. Ihre Kreativität war jedoch lange nicht ausgeschöpft. Gestirne hatten sich aus den Klängen gebildet, die weit zu hören gewesen waren. Ihnen gebot Eluive, Instrumente zu spielen. In der göttlichen Harmonie mit dem Wasser und den Instrumenten der Gestirne wurde das Land fruchtbar und Eluive gebot den Pflanzen, in die Höhe zu wachsen. Gräser, Sträucher, und Kräuter wuchsen so heran. Sie war angetan von der Vielfalt der Pflanzen und erschuf größere Pflanzen, die alle anderen überragten. Eluive schenkte ihnen sogar ein eigenes Lied, das Lied des Waldes.
Entzückt von ihrer Schöpfung betrachtete Eluive die neue Welt. Doch etwas fehlte in der harmonischen Landschaft. Leben. Es fehlte Leben, welches Veränderung bringen sollte. So schuf Eluive die Tiere in ihrer Vielfalt und ein jedes auf seine eigene Art und Weise fähig, mit dem Leben und seiner Umwelt unbefangen umgehen konnte. So schien die Welt im ersten Moment perfekt.
Doch Eluive wollte mehr.
So wagte sie den Schritt, vor dem sie ihr Bruder Horteras eindringlich gewarnt hatte. Eluive nahm ein Stück Erde und etwas ihrer lieblichen Melodie und formte daraus ein weiteres Geschöpf. Sie gab ihm den Namen ›Mensch‹. Es war ein Mensch wie Du und ich; nur von seiner Schönheit her war er perfekt. Aber der Mensch war einsam.
Eluive spürte sein Verlangen. Zwar hatte er ein Heim, das einem Paradies glich, dennoch sehnte er sich nach einem Gleichgesinnten, mit dem er reden, singen und sich freuen konnte. So gab Eluive dem Bedürfnis ihres Geschöpfes nach und erschuf seinem Abbild nach einige Männer und Frauen. Außerdem verlieh sie ihnen die Kraft, sich selbst fortzupflanzen. Horteras trat an seine Schwester heran. Ihm stand die Bewunderung ins Gesicht geschrieben, als er die Welt betrachtete, die Eluive geschaffen hatte.
»Eluive«, sprach der dann zu ihr. »Du solltest sie nicht namenslos lassen.«
»Recht hast du, Bruder«, antwortete die Göttin. »Ich nenne die Welt so, wie die Melodie beschaffen ist. Harmonie … ›Harmonie‹.«
»Ala’thair«, sagte Horteras, als er den Planeten mit Frohsinn besah. »Freie Harmonie.«
»So sei es«, sagte Eluive und fortan war Alathair der Name dieser Schöpfung; eine Welt, die Eluive für ihre Kinder geschaffen hatte. Und bald war es so weit und sie würde gebären.
Alathair würde bereit sein müssen.

Kapitel Zwei - Nilzadan

Es waren friedliche Zeiten, als die Menschen Alathair bevölkerten. In ihrer Kreativität zeigten sie, dass sie wahrlich Geschöpfe Eluives waren. Sie erfanden simple Werkzeuge, um sich die Arbeit zu erleichtern. Sie pflanzten wunderschöne Gärten an, in denen die Pflanzen blühten und gediehen. Und sie dankten Eluive in ihren Gebeten für ihre Existenz. Alles war gut, wie es war.
Die Menschen sollten aber nicht mehr Eluive selbst huldigen, sondern ihrer Kinder, die die Schutzpatrone und Fürsorger von Alathair sein sollten. Eluive macht sich zu einem Berg auf, den die Menschen Nilzadan (Geburt) oder auch Götterberg tauften. Es war nicht der einzige Ort, dem sie einen Namen gaben. Die Menschen benannten ganze Länder mit den schönsten Namen. Eluive fand Gefallen daran, dass ihre Geschöpfe aus ihrer Sprache eine Kunst entwickelten.
Eluive verweilte in den Höhlen Nilzadans für ein Jahr der Götter. Und dort gebar sie ihr erstes Kind. Sein Name war Getares (der Erste). Getares hatte ein menschliches Gesicht; seine Gestalt glich aber der eines großen Vogels. Obwohl das Geschöpf wie alle Gottheiten ohne Geschlecht war, erschien es den Menschen eher männlich denn weiblich. Standhaft war sein Gefieder, das in jeder Farbe glänzte. Je nachdem von welcher Seite aus man Getares betrachtete, erschien es so, als würde das Farbspektrum wechseln. Die Gestalt Getares war für die Menschen dennoch nicht greifbar, da er nicht auf Fleisch und Blut bestand.
Getares wusste noch nicht sonderlich viel von seinen göttlichen Mächten, lernte sie aber mit der Zeit kennen. So schaffte er es, durch den Raum zu wandeln, sich für das Auge einfacher Geschöüfe unsichtbar zu machen. Eluive schenkte ihm außerdem Verstand und trug ihm die Verantwortung über die Menschen auf. Ihr Sohn nahm den Auftrag entgegen und erkundete Alathair. Die Melodien der Gestirne verrieten ihm dabei alles, was er über die Menschen wissen sollte.

Eluive begab sich währenddessen ein zweites Mal nach Nilzadan. Sie gebar ihren zweiten Sohn Alatar (Freier Gedanke). Alatar hatte den Körper einer Raubkatze. Ihr Fell schimmerte und wechselte jede Sekunde die Farbe.
Alatar erhielt von seiner Mutter einen Auftrag. Er sollte für das Wohlbefinden der Tierund Pflanzenwelt sorgen. So erhielt auch Alatar den nötigen Verstand, um seine Mission erfüllen zu können. Er dankte seiner Mutter und begann mit der Erforschung Alathairs, um seiner Aufgabe gerecht zu werden.
Beide Kinder Eluives waren zunächst sehr damit beschäftigt, ihre eigenen göttlichen Kräfte kennenzulernen. Es lag ihnen sehr am Herzen, sich um ihre Schützlinge so fürsorglich kümmern zu können wie nur möglich. Eluive verweilt derweil in der Sphäre um Alathair und gab ihren Kindern Zeit, ihre Fähigkeiten zu schulen und für die Bewältigung ihrer Aufgaben zu wachsen.

Kapitel Drei - Paia und die Saat

Nach wenigen Götterjahren merkte Alatar, dass seine Kräfte von seiner Aufgabe niemals vollkommen ausgeschöpft werden würden. Außerdem sah er, wie die Menschen Getares anbeteten und ihm dafür dankten, was er für sie tat. Alatar aber blieb frei von dieser Gunst, als wäre es der Tier- und Pflanzenwelt egal, was er für sie tat. Fortan kümmerte er sich deshalb nicht mehr um sie, sondern begann damit, sich in die Angelegenheiten der Menschen einzumischen. Doch seine guten Taten dankten sie nicht ihm, sondern weiterhin seinem Bruder Getares; wussten sie doch nicht, dass es Alatars Handeln war.
Viele Tiere spürten, dass Alatar ihnen keine Aufmerksamkeit mehr widmete. Sie wurden zornig. In ihrem Hunger überfielen sie Siedlungen und griffen die Menschen an. Doch Alatar zeigte dafür kein Interesse mehr. Er besuchte seine Mutter und bat darum, ebenfalls den Menschen dienen zu dürfen.
»Aber warum kommst du nicht deiner eigenen Aufgabe nach?«, fragte Eluive. »Warum lässt du die Tiere zornig werden?«
Alatar wandte sich sodann ab von seiner Mutter. Sein Fell verlor das farbige Schimmern und wurde von Tag zu Tag immer dunkler; bis dass es nur noch schwarz glänzte.
In seinem Zorn raubte Alatar Jungfrauen aus Varuna, einer der größten Siedlungen der Menschen. Er stahl ihnen den Verstand, entstellte ihre Gesichter und misshandelte ihre Körper so, dass sie wie Vögel aussahen. Alatars anfänglicher Neid war zu Hass herangewachsen; so hatte er den Frauen unbewusst die Gestalt seines Bruders Getares gegeben. Als Alatar dies bewusst wurde, tötete er ein Drittel der Kreaturen. Die anderen ließ er entfliehen, damit sie bei den Menschen Angst und Schrecken verbreiten konnten. Die Wesen sind seither als die Schicksalstränen Varunas bekannt.
Alatar wurde mit der Zeit immer zorniger und stellte einen Plan auf, um die Menschen für sich zu gewinnen. Sie sollten ihm folgen, nicht seinem Bruder.
So begab sich Alatar zu der Siedlung Fetrali und suchte sich eine junge Frau, um sie zu schwängern. Ihr Name war Paia und ihre Schönheit war einzigartig auf Alathair. Ihr Haar glänzte schwarz und ihre Haut war von der Sonne selbst gezeichnet. Paia schlief, als Alatar sich an ihr verging und die Saat des Hasses in ihre Gebärmutter pflanzte.
ötterjahr dauerte die Schwangerschaft Paias. Die anderen Bewohner Fetralis machten sich große Sorgen um die junge Frau, denn sie hatte keinen Mann und es war unüblich, dass eine unverheiratete Frau ein Kind erwartete – vor allem über einen so langen Zeitraum. So erklärten einige Menschen aus der Siedlung, man sollte sie verbrennen, weil etwas Böses von ihr ausging. Andere aber bestanden darauf, dass man Getares rief, um ihren Patron um Rat zu fragen.
Und schließlich riefen sie Getares, den Freund der Menschen, um Hilfe. Als er in Fetrali erschien, betrachtete er Paia und erkannte sofort die Ursache des Problems. Tränen rollten das menschenähnliche Gesicht herab, als er um die Tat Alatars weinte. Er wusste, dass Paia die Saat seines Bruders so tief in ihr trug, dass es nicht möglich war, sie zu entfernen, ohne die Frau dabei zu töten. Getares aber brachte es nicht über sein Herz, Paias Leben zu beenden, denn ihre Schönheit war der einer Göttin gleich. So weinte er und die Tränen ließen den Boden gefrieren. Getares entschied sich zu warten, bis Paia die Saat ausgetragen hätte. In dieser Zeit kümmerte sich Getares besonders um die Siedlung Fetrali. Aber auch andere Menschen brauchten seine Hilfe, denn die Schicksalstränen Varunas fielen oft über Bauern und Reisende her und zerrissen ihre Körper wie wilde Tiere.

Die Zeit Paias war gekommen und sie gebar das Kind Alatars. Die Schmerzen, die sie dabei hatte, waren so groß, dass sie von ihnen aufgefressen wurde und Paia sterben ließen. Die Menschen Fetralis riefen nach Getares. Ihre verzweifelte Trauer wandelte sich in Zorn und sie töteten das Kind Alatars.
Und so hatte Alatar den Hass in die Welt gebracht. Er ließ die Menschen taub werden für die Melodien, die die Gestirne spielten. Aus Liebe wurde Misstrauen. Die Menschen hatten Angst, dass Alatar unter ihnen war, denn sie kannten seine Gestalt nicht.
Getares nahm Paias Körper mit zum Nilzadan und beweinte die Tote dort für eine lange Zeit. Er bat Eluive, sich an seinem Bruder rächen zu dürfen.
»Du willst eines meiner Kinder töten«, fragte sie ihn, »so, wie er eines deiner Kinder tötete?« Getares erkannte seinen Fehler und bat seine Mutter um Verzeihung. Er blieb ein Götterjahr in Nilzadan und wachte über den Leib Paias.
Alatar aber blieb in dieser Zeit nicht untätig. Er hatte es geschafft, die von Zorn und Hass erblindeten Menschen für sich zu gewinnen, indem er ihnen Lügen über Getares und Eluive erzählte. Er schürte ihren Hass immer weiter. Die Menschen, die er in seinen Bann ziehen konnte, wollten schließlich gegen Getares in den Krieg ziehen und ihn von dieser Welt verbannen oder sogar töten.

Kapitel Vier - Der Bruderkrieg

Die Menschen fürchteten sich, denn niemand konnte wissen, welche Teufeleien Alatar und seine Anhänger als Nächstes im Schilde führen würden. Er hatte schon viele Menschen in den Tod gerissen und die Angst fraß sich in ihren Verstand. Einige entschieden sich daher, Alatar anzubeten, um dem Tod zu entrinnen. Doch ebenso viele wandten sich an Getares und baten um Schutz.
Riss fuhr durch die Menschheit. Dörfer bekriegten sich untereinander und selbst innerhalb dieser Gemeinden war man sich nicht immer einig, welcher der Götterbrüder der Patron des Dorfes werden sollte. Diese Zeitperiode trägt heute noch den Titel Bruderkrieg. Nicht nur Alatar und Getares bekämpften einander, auch ihre Anhänger schreiben Geschichten in der Sprache der Gewalt. Selbst innerhalb von Familien erntete Alatar seine bösartigen Früchte des Hasses.
Unter Feuer und Asche war dies eine Zeit des Elends und der Not. Doch aus diesem Leid sollte neue Hoffnung geschöpft werden.

Die Angurer

Aus den Trümmern eines Dorfes im Norden, welches den Namen Bal’thar trug und im Bruderkrieg durch Alatar vollkommen zerstört wurde, erhoben sich drei Männer; Angur, Irias und Björn. Sie waren mittleren Alters und den Verhältnissen des Nordens entsprechend kräftig und zäh gebaut.
Aus den Überresten Angurs machten sie ein Lagerfeuer und beredetet, was sie tun sollten. Ihre Frauen und Verwandten waren verbrannt oder wurden von den Dienern Alatars verschleppt. Hass keimte in ihren Herzen. Sie hassten Alatar, weil er ihre Angehörigen umgebracht hatte. Sie hassten aber auch Getares, weil er seinen Bruder nicht aufgehalten hatte. Angur und Irias waren zwar nur Bauern und Björn ein Hirte, aber wer mit einem Hirtenstab umgehen konnte, der würde das sicherlich auch mit einer Axt oder einer Hellebarde schaffen. In der Vergangenheit hatte man ihnen einmal alles genommen; in der Zukunft würden sie vorbereitet sein.
Angur nahm sich eine Axt, Irias einen Bogen und Björn ein Breitschwert. Sie wirkten von Weitem wie eine Räuberbande, doch wenn man sich ihnen näherte, konnte man den Schmerz in ihren Gesichtern lesen, der sie zu dem gemacht hatte, was sie nun waren.
Langsam und ohne Ziel trotteten sie vor sich hin. Ihr Weg führte sie nordwärts bis in das nächste Dorf, welches dicht an der Vegetationsgrenze lag. Sie fanden Unterkunft in einem verlassenen Haus und ein Lagerfeuer half ihnen, die Nacht zu überstehen.
Die Dorfbewohner waren von den Ereignissen des zerstörten Bal’thar erschüttert, als sie von dessen Schicksal erfuhren. Sie baten die Männer, bei ihnen zu bleiben und Teil ihrer Gemeinschaft zu werden. Die Anwesenheit der drei und die Kunde über das Ende von Bal’thars sorgten dafür, dass sich die Streitereien in dem Dorf kurzzeitig legten. Hass und Neid waren vorerst vertrieben.
Es dauerte aber nicht lange – Angur, Irias und Björn hatten sich erst eingelebt –, da keimte erneut Misstrauen unter den Bewohnern auf. Der Hass hatte zurückgefunden und zerstörte die jüngst gewonnene Einigkeit des Dorfes.
Angur forderte die Menschen auf, einzuhalten und sich an Bal’thar zu erinnern, doch nur wenige schenkten ihm Gehör. Ein stämmiger Mann namens Ulf stellte sich Angur entgegen und beschimpfte ihn als Anhänger Getares’. Angur aber hegte noch immer seinen Hass gegen beide der Götterbrüder. Wut stieg in ihm auf, als er die Anschuldigung hörte, doch er zähmte sie.
»Weder Alatar, noch Getares, nenne ich meine Herren«, antwortete er Ulf mit friedfertiger Stimme.
sahen die Menschen nun zu ihm auf. Bisher hatten sie nie daran gedacht, keinen der Götter zu verehren. Diese Sichtweise erweiterte ihren Horizont.
Ulf aber wurde zorniger und zorniger. Alatars Hass hatte sich schon zu tief in sein Herz gefressen. So griff der Mann nach einer Keule, die an einer Hauswand lehnte, und stürmte brüllend auf Angur zu. Kurz bevor die Waffe Angur treffen sollte, kreuzte ein Breitschwert ihren Weg. Holz splitterte und die Klinge des Schwertes blieb in der großen Keule stecken. Nachdem sich Ulf von der Überraschung erholt hatte, hob er erneut seine Waffe. Das Schwert löste sich und landete hinter ihm auf der Erde, während die Umstehenden davor zurückwichen.
Der darauf folgende Schlag traf Björn mit voller Wucht.
Eine gespenstische Stille folgte, als Björn leblos zusammensackte. Ein Windhauch wehte Björns langes Haar in die Blutlache, die sich langsam unter seinem toten Körper bildete. Ulf begann zu lachen. Es war eine Genugtuung für ihn, Björn tot vor sich liegen zu sehen, doch gleichzeitig wuchs der Durst nach mehr; mehr Blut für Alatar. Angur, sein eigentlicher Gegner, lebte noch und sollte das nächste Opfer werden.
Ulf nahm den Griff des Schwertes und ging nun mit beiden Waffen auf Angur zu. Dieses Mal behielt er auch den zweiten Freund besser im Auge. Iras zielte bereits mit seinem Bogen auf ihn und warnte davor, noch einen Schritt weiterzugehen. Als der Hüne nicht stoppte, ließ er den Pfeil los. Doch der ungeübte Schütze hatte kein Glück und verfehlte Ulf ein paar Daumenbreiten. Zu spät wich der Schütze dem Schwerthieb aus. Blut quoll aus der Wunde an seinem Arm und vom Schock gelähmt starrte Irias der Keule entgegen, die ihn als Nächstes treffen sollte.
Angur blieb nicht tatenlos und schwang seine Axt. Er erwischte Ulf am Hals und brach ihn zum Stürzen. Rippen brachen und Irias’ Luft wurde abgeschnürt, als der Körper des Hünen auf ihn fiel und den Schützen unter sich begrub. Ulf Kopf kullerte über den harten Erdboden und blieb auf dem Stumpf liegen. Das Gesicht des Toten war noch immer hasserfüllt und kalt.
Mit Mühen befreite Angur seinen Freund Irias von Ulfs Rumpf. Als er vorsichtig seinen Kopf anhob, erkannte Angur aber schon, dass der Lebensodem Eluives seinen Freund bereits verließ. Angur weinte und schloss die Augen seiner beiden Freunde. Seine Tränen strich er ihnen auf die Stirn.
Dann sah Angur sich um.
Es herrschte betretenes Schweigen ihm ihn herum. Von den drei Fremden, die das Dorf einst aufgenommen hatte, wurden zwei von einem der ihren umgebracht. »Seht euch an, was euch eure Götter bringen!«, sprach Angur laut und fordernd. »Ist es das, was ihr wollt? Nicht weiter als den Tod?«
Ein älterer Mann trat hervor. »Sag und, was wir tun können! Wir stehen in deiner Schuld!« »Mich hält hier nichts mehr.« Angur schüttelte den Kopf. »Lebt euer Leben und denkt an meine Worte. Entsagt den Göttern oder sterbt mit ihnen zusammen.« Er bahnte sich einen Weg aus dem Menschenkreis heraus, als der Alte erneut sprach.
»Deine Worte sind weise. Lass mich dich begleiten.«
end schaute Angur zurück und seine Blicke schweiften umher, während sich immer mehr Menschen zu dem Alten stellten. Dort, wo sein Blick von einem anderen Augenpaar gestreift wurde, erntete er ein sachtes Nicken. Kein einziger Bewohner des Dorfes wollte sich den Machenschaften von Alatar weiterhin aussetzen.
»Ich gehe dorthin, wo kein Mensch je zuvor gewesen ist. In die Eiswüste.«
Seine Worte wurden erneut mit einem Nicken beantwortet. Angur begann zu verstehen. Dieses Dorf voller Männer, Frauen und Kinder wollte seinem Beispiel folgen. Doch hatten sie allein nicht die Kraft, den Göttern zu entsagen. Sie brauchten einen Führer, der bis dahin offensichtlich Ulf gewesen war.
So erteilte Angur seine ersten Anweisungen. Proviant wurde eingepackt, Zelte wurden hergestellt und Pferde wurden beladen. Innerhalb von drei Tagen waren die Vorbereitungen der Wanderung abgeschlossen und die Menschen hatten ein neues Ziel. Es ging voran, niemand empfand mehr Neid, Hass oder Angst. Und schließlich konnte die Reise beginnen.
Die Anhänger Angurs zogen weit in den Norden. Die Eiswüste war eine Halbinsel und nur über einen schmalen Pass betretbar. Es dauerte einen und einen halben Tag, bis alle Angurer den kalten Ort erreichten. In der Nacht fegte ein gewaltiges Gewitter über den Norden Alathairs hinweg. Blitze durchzuckten die Nacht und trennten die Halbinsel vom Festland.
Der nächste Morgen war erfüllt von verzweifeltem Jammern. Der ›Heimweg‹ war abgeschnitten; der Punkt ohne Wiederkehr war erreicht. Aber Angur schenkte ihnen neue Hoffnung, indem er ihnen versprach, dass Alatar ihnen niemals hierher folgen würde und sie nun Frieden hätten.
Ein großes Lager wurde errichtet und ein Feuer entfacht. Die Kälte war zwar lebensfeindlich, aber die Angurer waren Kälte gewohnt, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Mit der Zeit gewöhnten sie sich daran, dicke Kleidung zu tragen. Angur beschäftigte sich lange damit, Riten zu erschaffen, mit welchen man Alatars Hass aus seinem Herzen verbannen konnte. Er wurde zu einem mächtigen Führer des Nordens. Seine Anhänger nannten sich seitdem mit Stolz Angurer.

Todesschreie

Alatar hatten unterdessen ganz Alathair in einen Krieg geworfen. Frauen waren heimatlos und Kinder weinten. Es herrschte Chaos.
Alatar erfreute sich an dem Anblick und verhöhnte Getares.
»Sie her, wie du deine Menschen unter Kontrolle hast«, rief er seinem Bruder zu. »Sie haben Angst!«
Doch Getares antwortete nicht. Zu sehr war er damit beschäftigt, Kraft zu sammeln, um Alatar die Macht über die Menschen zu nehmen.
Alatar lachte laut auf, als er sah, was Getares versuchte. Er nahm einen großen Felsen und schleuderte ihn gegen seinen Bruder. Stark taumelte Getares und fiel zu Boden. Seine Flügel waren geknickt und nicht mehr zu gebrauchen.
Nun sah Alatar seine Chance. Wenn er Getares endgültig beseitigen würde, könnte er über alles und jeden herrschen. Er nahm den Felsen und formte daraus einen großen Speer mit Widerhaken. Bevor Getares erahnte, was Alatar vorhatte, durchbohrte ihn die Spitze in der Höhe, wo bei einem normalen Vogel das Herz zu erwarten war.
Getares schrie auf. Seine Rufe waren bis zu den Gestirnen zu hören bis auch seine letzte Kraft auf Alatar übergegangen war. Der übrig gebliebene Bruder sog die Kraft in sich auf, wie ein Durstiger kühles Wasser trank.
Eluive erschrak, als sie die Schreie Getares’ hörte, waren sie doch so grell und noch nie zuvor zu hören gewesen. Augenblicklich begab sie sich an den Ort, vom dem die Schreie ausgingen. Alatar sah seine Mutter kommen und versuchte, sich hinter einem großen Berg zu verstecken.
Eluive weinte. Sie weinte lang und ausgiebig und verstand nun, warum Horteras sie einst gewarnt hatte. Ihre Tränen sammelten sich um Getares und zogen ihn in die Tiefe. Gezeichnet von diesem Ereignis würde dieser Ort für lange Zeit kein schmackhafte Früchte bringen oder Lebewesen beherbergen.
Eluive spürte etwas Seltsames. Sie hatte eine grausame Vorahnung, was passieren würde, wenn Alatars Macht gewachsen wäre und zu was er fähig wäre. Sie zog sich zurück nach Nilzadan, dem Ort, dem selbst Alatar einen gewissen Respekt entgegenbrachte und ihn mied. Auch die Menschen hörten Getares’ Todesschreie und alle Streitereien waren für kurze Zeit vergessen, denn die Schreie reinigten ihren Geist und es kehrte Frieden ein, der von der Trauer um Getares’ Tod überschattet war.

Die Menekaner

Im Süden Alathairs spielte sich eine ähnliche Szene wie im Norden ab.
In den schweren Zeiten waren die Anhänger Eluives eine Minderheit. Einer von ihnen mit dem Namen Saajid begann damit, Gleichgesinnte um sich zu sammeln. Er zog von Dorf zu Dorf und erzählte von einer Vision, die er hatte. Sie sprach davon, wie Eluive ein neues Land für die Menschen bereithielt.
Einige Menschen glaubten ihm, andere verspotteten ihn und vertrieben ihn aus den Dörfern. So hatte Saajid eine kleine Schar von fünfzig Männern und Frauen um sich gesammelt und begab sich mit ihnen auf Wanderschaft. Er selbst wusste nicht, wohin die Reise gehen sollte, doch hielt er seine Jünger in dem Glauben, dass Eluive selbst ihn führen würde. Sie wanderten sie einige Monate umher.
Als Alatar seinem Bruder Getares das Leben nahm, ergoss sich plötzlich ein gigantischer Regen; die Tränen Eluives. Saajid und seine Schar sahen den Niederschlag von Weitem und sie waren die einzigen Zeugen dieses Ereignisses. Der Regen befeuchtete die Erde, welche sich in den Himmel erhob. So entstanden die Salzberge von Cantar.
Saajid und seine Schar fielen auf die Knie, beteten zu Eluive und dankten ihr für das Zeichen. Frischen Mutes gingen sie auf ihr neues Land zu. Der Regen dauerte ein halbes Götterjahr. Die Wiesen und Felder wurden salzig und die Früchte, die sich hervorbrachten, ungenießbar. In den ersten Monaten dieser Zeit waren die Bewohner von Menek’Ur (Neues Land) unglücklich darüber, denn mehr und mehr drohte ihnen eine Hungersnot. Und als der Regen nachließ, verdorrte das bis dahin grüne Land und wurde zu seiner steinigen Steppe.
Saajid erklärte, dass Eluive auch weiterhin für sie sorgen würde und dass es nur eine vorübergehende Zeit der Trockenheit wäre. Doch es kam anders. Die Menschen fühlten sich immer unwohler mit der Zeit und ihr Führer Saajid war in die Höhlen der Berge verschwunden. Die Sonne brandmarkte ihre Haut. Der Wüstensand verbrannte ihre Füße. All diese Einflüsse veränderten die Menschen und über die Zeit hinweg lernten sie das Überleben in dieser Wüste von Menek’Ur. Wasser ›ernteten‹ sie aus Kakteen. Wüstenfrüchte und Tiere stellten die tägliche Nahrung dar.
Aber das genügte den Menschen nicht. Sie waren das Warten leid und beschimpften Saajid. Sie wollten ihn umbringen. Saajids Söhne aber hielten die Menekaner zurück und erzählten ihnen, dass ihr Vater das Geschenk Eluives gefunden hätte. Es war genau das, was das Leben in diesem Land so unerträglich gemacht hatte. Das Salz.
Saajid hatte in den Bergen die Salzvorkommen gefunden. Es hatte nur etwas gedauert, bis er verstanden hatte, wie das Salz einzusetzen war. Es dauerte ein halbes Götterjahr, aber endlich konnte Saajid seinem Volk erklären, wie man Salz abbaute und wozu man es gebrauchen konnte.

Kapitel Fünf - Das Schicksal Alathairs

Alatar streunte in der Welt umher.
Überall schienen die Menschen wieder Frieden gefunden zu haben. Zwar gab es noch immer hier und da Streitigkeiten, aber nichts, was man dem Anderen nicht verzeihen konnte. Alatars Werk schien durch den Tod Getares’ zerstört worden zu sein. Wut stieg in dem Panther auf und in seinem Zorn verfluchte er ganz Alathair.
Eluive hatte sich nach Nilzadan zurückgezogen, um zu trauern, wie der Peiniger Getares’ vermutete. Ihm war es nur Recht. So hatte er Zeit, größerer Pläne zu schmieden und dieses Mal würden sie von niemandem durchkreuzt werden.
Alatar hatte Getares’ Macht in sich aufgenommen und er begann zu spüren, wie mächtig er werden könnte, wenn er genug Zeit hätte. Er tauchte in das Wasser Alathairs ein und sein gegenstandsloser Körper versank ohne eine einzige Welle.
Unten, in den Tiefen des Meeres, wo es nicht mehr weit bis zum Mittelpunkt der Welt war, bereitete Alatar seinen Plan vor.

Eluive weilte in Nilzadan, doch war sie keineswegs untätig. Sie spürte, dass Alatar sich von diesem Ort fernhalten würde und damit war eines klar – wenn sie ein neues Kind in die Welt setzen würde, wäre es an diesem Ort am sichersten.
So gebar sie ihr drittes Kind Temora (Befreier), eine Tochter. Temoras Gestalt glich einem Menschen, wenngleich auch sie geschlechtslos war und nur ihre Züge weiblich anmuteten. Nun war die Zeit gekommen. Im Geschlecht der Götter war es üblich, nur zwei Kinder zu gebären. Eluive merkte, warum dies so war. Sie spürte, dass sie an Macht verloren hatte. Daher war es wichtig, dass Temora erst einmal ihre Macht entdeckte, bevor sie Alatar gegen- überstehen würde.
ve suchte nach Alatar, denn je eher sie ihren Sohn finden würde, desto länger könnte sie versuchen, ihn von Temora abzulenken und ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Vielleicht war noch eine Tür in seinem Herzen nicht durch Neid und Hass verschlossen. Eluive durchstreifte Wälder und Wiesen; Berge und Täler. Wo sie auch hinkam, hatten die Menschen ihn entweder vergessen oder lange Zeit nicht mehr gesehen.
Die Göttin begann zu zweifeln. Hatte Alatar während ihrer Suche nun doch Nilzadan mit seiner bösartigen Anwesenheit entweiht und Temora womöglich schon getötet? Schnell eilte sie zurück und fand ihre Tochter unversehrt vor. Gleißendes Licht trat aus Temoras Augen und ruhig sprach sie zu Eluive.
»Er ist auf dem Meeresgrund, Mutter. Er bereitet das Ende vor.«
Eluive glaubte ihr. Selten wurde von sogenannten Sehern gesprochen im Geschlecht der Götter. Aber es gab sie und Temora war eine von ihnen. Sie hatte die Gabe, Gedanken zu lesen und in die Zukunft zu sehen.
Eilig suchte Eluive das Meer und tauchte tief in das Gewässer, bis sie Alatar entdeckte, der mit seinen Tatzenhänden auf den Meeresgrund einschlug und sich ein gewaltiger Riss zwischen ihnen auftat.
Eluive tauchte um Alatar herum und in den Spalt hinein, bis dieser den Mittelpunkt Alathairs erreicht hatte und die Welt zu zerreißen drohte. In diesem Moment gab Eluive ihren Körper auf und hielt mit all ihrer Energie ihre Schöpfung zusammen. Ein gewaltiges Beben folgte und der Riss wurde von Erde und Schlamm zugeschüttet. Eluives Körper wurde in seiner Mitte begraben.
Alatar verfluchte seine Mutter und auch Horteras verfluchte er, als sein Plan vereitelt wurde. Als er das Festland wieder erreichte, rief er sein Klagen zu den Gestirnen hinauf.

Kapitel Sechs - Die Seherin

Auch Temora fühlte das Erdbeben.
Sie wurde von tiefster Trauer und Wut ergriffen, als sie den Verlust ihrer Mutter verspürte. Eluive war zwar nicht tot, doch konnte sie den Mittelpunkt Alathairs nicht verlassen, ohne dass dies den Untergang der Welt bedeuten würde.
Es war die erste Erfahrung, die Temora in ihrem jungen Dasein erleben musste. Sie schwor sich, dass sie alles tun würde, um den Willen ihrer Mutter zu erfüllen. Aber die Seherin war schwach und ihre Fähigkeiten würden noch nicht für einen Kampf gegen Alatar ausreichen, der irgendwo auf Alathair wütete.
Nilzadan war zwar ein sicherer Ort, aber würde er so lange sicher bleiben, bis Temora gelernt hatte, ihre Kräfte einzusetzen? Hatte Alatar eventuell schon geahnt, dass sie hier war? Ihre Macht konnte es ihr nicht sagen. Sie wusste es nicht. Sie würde Hilfe brauchen, denn alleine würde sie gegen ihren Bruder nicht bestehen können.
Da kam ihr ein rettender Gedanke.
Temora hatte ein anderes Götterwesen in der Sphäre Alathairs gespürt. Horteras. Bittend versuchte sie, Kontakt mit ihm aufzunehmen.
»Horteras, ich bitte dich. Hilf mir! Diese Welt braucht deinen Schutz und deine Macht!«
e du, Temora, bin auch ich ein Seher«, antwortete Horteras sodann. »Ich warnte deine Mutter vor der Erschaffung dieser Welt. Ich prophezeite ihr, was kommen würde und was sie opfern müsste. Doch ihre eigene Musik betörte sie so sehr, dass ich sie nicht überzeugen konnte. Nun sieh sie dir an! Gefangen in ihrer eigenen Schöpfung! Verbannt, das Erdenreich von unten zu sehen!«
»Was siehst du, wenn du in die Zukunft siehst?«, fragte Temora erstaunt. »Welche Hoffnung hat Alathair?«
Horteras schwieg. Er wusste, was gesehen würde, wenn er nichts tat. Für seine Enthaltung war es schon zu spät, war es doch, der das Festland geteilt hatte, um den Angurer Sicherheit zu verschaffen. Horteras haderte mich sich selbst. Die Entscheidung fiel ihm sehr schwer. »Entsende sie!«, flehte Temora ihn an. »Schicke Phanodain und Cirmias!« Sie hatte schon längst gesehen, um welche Entscheidung Horteras’ Gedanken kreisten.
Und so entsandte Horteras seine beiden Söhne Phanodain und Cirmias. Phanodains Gestalt glich einem Fuchs und sein Verstand war weise, sein Handeln klug. Cirmias dagegen ähnelte einem Bären, der aber menschliche Hände hatte, die geschickt und stark waren. So gelangten die Söhne Horteras’ zu Temora, um sich mit ihr zu beraten. Die Tochter Eluives schilderte die Lage Alathairs. Ein Pakt des Lichts war geschlossen.

Kapitel Sieben - Der Pakt des Lichtes

Cirmias hatte den Auftrag, Nilzadan zu versiegeln. Alatar sollte diese Stätte nicht entweihen können. Doch Cirmias hatte nicht vor, Nilzadan sich selbst zu überlassen. Er erschuf deshalb Wesen, welche den Berg bewachen sollten. Klein waren sie, damit sie sich durch die Tunnel des Berges schlagen konnten. Stark und geschickt waren sie, damit sie sich den Berg als Lebensraum zu eigen machen konnten. Cirmias erschuf zehn Dutzend dieser Wesen und nannte sie Khaz-Aduir (Wächter des Berges; Zwerge).
Dann versiegelte er den Berg und suchte die Städte der Menschen auf, um ihnen das Verständnis der Handwerkskunst zu geben. Auch die Nachfolger Angurs und die Bewohner des Wüstenreiches segnete er mit dem Wissen des Handwerks. Die Menschen schrieben alles nieder, wie die großen Bibliotheken heute noch bezeugen können.
Phanodain erschuf Geschöpfe, die den Menschen ähnlich waren. Sie hatten zwar nicht deren Stärke, doch ihre Gewandtheit ist nach wie vor unübertroffen. Phanodain erschuf sie im Einklang mit der Melodie der Gestirne und vererbte den Geschöpfen seine Weisheit. Er war zufrieden mit seinem Werk und gab ihnen die Aufgabe, das Gleichgewicht der Magie Alathairs zu wahren. Er nannte seine Geschöpfe die Edhil (Bewahrer des Wissens; Elfen) und hauchte ihnen den Gesang des ewigen Lebens ein. Kein Edhil sollte sterben, bevor er selbst dazu bereit war, zu einem Teil der Melodie zu werden, aus der er erschaffen wurde; so er nicht gewaltsam dem Klang der Weltenmusik entrissen wurde.
Dann begab auch Phanodain sich nach vollendetem Werk – ebenso wie Cirmias – zu den Völkern der Menschen, um ihnen ein wenig Wissen mit auf den Weg geben zu können.

Alatar war auf das Treiben der Söhne Horteras’ aufmerksam geworden. Er hatte die Erschaffung der Edhil ungesehen beobachten können. Da kam ihm ein neuer Gedanke. Doch sein Plan musste erst reifen.
te bis sieben der von Phanodain geschaffenen Wesen alleine waren. In der Form eines Panthers suchte Alatar sie auf. Die Edhil waren ohne Kleidung und erkundeten die Umgebung. Alatar folgte ihnen auf leisen Pfoten, überholte sie dann geschwind und stolzierte vor ihnen her.
Die Edhil erfreuten sich über den Anblick des Panthers, dessen Fell so herrlich in allen Farben schimmerte; irgendwie aber immer dunkel und mysteriös erschien. Sie folgten ihm eine Weile und ignorierten die harmonischen Klänge der Gestirne, die sie warnen wollten.
Tief in den Wald führte Alatar die Gruppe bis zu einer Lichtung. Dort verschwand er auf einmal spurlos und ließ die Edhil allein. Nur sein Flüstern konnten die Sieben hören, doch verstanden sie es nicht. Wie konnte man diese Sprache sprechen? Wer war dieser rätselhafte Panther? All diese Fragen hätte die Melodie der Gestirne beantworten können, doch die Edhil standen noch immer unter dem Bann Alatars und blieben taub.
Ihr Drang nach Wissen war so stark ihn ihnen, dass sie sich mit ihrer eigenen Neugier fesselten.
»Panther, lehre uns deine Sprache!«, rief einer der Gruppe.
Es kam keine Antwort und wieder rief der Edhil: »Lehre uns deine Sprache, Panther!«
Die Sieben sahen sich im Wald um. Die Ruhe war ungewöhnlich. Alle Tiere hatten den Wald verlassen, als sie die Anwesenheit des Panthers spürten. Nur die Bäume sprachen in tiefen knarrenden Geräuschen miteinander.
»Panther, bitte erhöre uns! Lehre uns deine Sprache!« Bald wurde aus dem Rufen ein Flehen.
Nun kam Alatar auf die Lichtung zurück. Er hob den Kopf und antwortete ihnen: »Lernt meine Sprache und tut, was ich euch gebiete!«
Zuerst waren die Edhil skeptisch und berieten sich untereinander.
»Lehre uns deine Weisheiten, Panther«, kam schließlich die Antwort, »und wir geloben, dir zu dienen.«
Die Bäume um die Lichtung herum beklagten sich mit langem und lautem Knarren. Ein Wind fegte über den Wald hinweg. Plötzlich froren die sieben Edhil am ganzen Leib. Sie beschlossen, ein Feuer zu machen.
Alatar freute sich daran, denn die Geschöpfe waren ein großes Geschenk für seine Sache. So lehrte er sie eine neue Sprache, die sie für die Harmonien der Gestirne taub machte. Immer wieder hörten sie nur die Stimme Alatars, deren giftige Melodie ihre Herzen und ihren Verstand verkümmern ließ. Schließlich waren die Sieben blind für Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Sie beteten Alatar an, ihnen eine Aufgabe zu geben. Doch der Panther versteckte sie im Wald und versprach, dass ihre Zeit kommen würde.
te auf Alathair ein wenig Ruhe ein. Die Menschen wandten sich an die Weisen, wenn sie Probleme hatten. Selbst bei Rechtsprechungen war das Wort eines Edhil immer sehr geschätzt. Es war eine Zeit, in der die Welt aufblühte. Und so wurden auch die sieben vermissten Verführten nach einiger Zeit vergessen.

Kapitel Acht - Die Magier von Tirell

Ruhe war eingekehrt.
Oberflächlich betrachtet erweckte es tatsächlich diesen Anschein. Die Menschen entwickelten sich. Sie schrieben Erfahrungen auf, bereisten die Welt, errichteten prachtvolle Bauten und sammelten Wissen.
Es entstanden zwei Gemeinschaften, die sich der Magie widmeten. Die einen bevorzugten, das Wissen zu sammeln und dieses nur an ausgewählte und verantwortungsvolle Menschen weiterzugeben. Diese wurden die Magier von Tirell genannt. Die anderen waren nur daran interessiert, wie sie den größten Nutzen aus der Magie schaffen könnten. Es stellte sich heraus, dass Drohungen mit Magie in der Hinsicht durchaus wirkungsvoll waren. Die Zauberkundigen dahinter gaben sich selbst den Namen Arkorither.
Beide Gemeinschaften wussten von der Gewalt, die in der Magie steckte, doch der Orden der Arkorither gierte geradezu nach der Macht, die sich ihnen offenbarte. Kein Experiment lie- ßen sie aus, um die Effektivität ihrer Zauber zu erhöhen. So verschwanden hier und da vereinzelt Nutztiere von Bauern – oder gar selten kleine Kinder. Schnell wuchs der Respekt, den die Menschen den Arkorither zollten. Sie fürchteten sich gar vor ihnen und wollten nichts mit dem Orden zu tun haben.
Korow, der Anführer der Arkorither und einer der bösartigsten Menschen seiner Zeit, erkannte diese Angst. Doch auch ihm war es nicht bewusst, dass er eigentlich unter der Gnade Alatars stand, die ihn so mächtig werden ließ.
»Lasst uns die Bauern unterjochen!«, sprach Korow zu seinen Arkorithern. »Wer uns nicht dienen will, wird sterben oder kampfunfähig gemacht! Bei Morgengrauen brechen wir auf.« Die Arkorither hatten eine grausame Tradition. Sie schnitten sich am Abend vor einem Kampf in die Hand und bestrichen ihre Waffen mit ihrem eigenen Blut. Oft hatten sie damit schon vor der Schlacht eine ungeheure Angst bei ihren Gegnern ausgelöst. Die Schnittwunden heilten sie mittels ihrer Magie, wenn sie schliefen.
Der Klang von aufeinandertreffendem Stahl und Entladungen von Energie, die durch die Luft zuckten, waren an diesem Tag die Morgenmelodie für das Dorf Tonia. Viele unterwarfen sich der erschreckenden Gewalt der Arkorither. Wer zu fliehen versuchte, musste mit seinem Blut oder gar seinem Leben bezahlen.
Die schreckliche Nachricht um das Dorf verbreitete sich schnell. Die Botschaft schürte Angst, die sich Korow zunutze machen wollte. Ein ängstlicher Hund bellt. Hunde, die bellen, beißen nicht. So wollte er wieder zuschlagen, um sich das nächste Dorf zu eigen zu machen – je schneller, desto besser.
Aber die Menschen in den umliegenden Dörfern reagierten. Die Schwerter, Speere und Schilder, die ihre Behausungen beschützen sollten, mehrten sich. Außerdem entsandte man Boten zum Orden von Tirell. Wenn sie die Arkorither stoppen wollten, dann würden sie das nur gemeinsam schaffen. Man erwartete den nächsten Angriff am nächsten Morgen.
s Mitternacht schlug, fand ein Pferd seinen Weg in Tonias Nachbardorf Varuna. Das Ross zog einen verkohlten Sattel hinter sich her, an dem der Unterleib eines Spähers zu erkennen war. Es wurde Alarm geschlagen und ein weiterer Reiter nach Tirell entsandt.
»Lasst sie nur kommen!« Die Bewohner Varunas bereiteten sich auf den Kampf vor. »Wir werden unsere Vettern aus Tonia rächen!«
So versuchten sich die Menschen aus Varuna Mut zuzusprechen. Sie stellten Schützen auf, schickten Frauen und Kinder auf den Weg zum Fischerdorf Bajard im Süden.
Die Arkorither bewegten sich wie ein Schatten in der Nacht. Die Bogenschützen von Varuna fanden zuerst kein Ziel, doch endlich waren auch die Magier aus Tirell eingetroffen. Ein Feuerball am Himmel erhellte die Nacht. Das flackernde Licht enttarnte die anrückenden Arkorither und sie wurden mit Pfeilen beschossen. Und schon fielen die ersten beiden der schwarz gekleideten Zauberkundigen.
Gleichzeitig jagte ein gewaltiger Energieball einen der Schützenstände hoch. Durch die Explosion fing das geschichtete Stroh Feuer. Für den Schützen, den die Salve frontal erwischt hatte, war jede Hilfe zu spät.
Wild rufend stürzten sich die Krieger Varunas auf die Arkorither, während die Schützen eine zweite und letzte Salve auf die Schwarzmagier feuerten. Die Magier von Tirell unterstützten die Krieger. Die Schlacht war nun in vollem Gange. Bis zum Morgengrauen kämpften sie gegeneinander. Das Feld füllte sich mit den Körpern der gefallenen Arkorither und ihren Widersachern, bis die Männer aus Varuna die überhand gewannen.
Cherom, ein stämmiger Mann, der die Krieger Varunas in den Kampf geführt hatte, versenkte schließlich sein Schwert in die Schulter von Korow. Dieser schrie auf und konzentrierte seine letzte Kraft auf den Varunesen. Die Energie umschlang den Krieger und ließ seine Haut in weißen Flammen aufglühen.
Als die anderen Arkorither erkannten, dass ihr mächtiger Führer zu Boden sank, überkam sie die Furcht. Die meisten der Kriegsmagier flüchteten in ihrer Angst. Diejenigen, die stur weiterkämpften, wurden von den Kämpfern Varunas geschlagen.
Nachdem die Arkorither überwältigt waren, traten die Soldaten Varunas und die Magier aus Tirell zum Gegenangriff an. Als sie bei der Festung des Ordens ankamen, hatten sich die Arkorither dort verschanzt. Die Tirellmagier schickten Flammen bis in die höchsten Zinnen der Burg, sodass sie nach und nach in sich zusammenfiel.
Sie fanden vier leblose Körper der Kriegsmagier. Es gingen Gerüchte umher, dass einer entkommen wäre. Dennoch war die Bedrohung beseitigt. Der Orden der Arkorither wurde nie wieder errichtet und der Überlebende existierte nur in einem Mythos weiter.
em Kampf nannten die Magier von Tirell den Sitz ihres eigenen Ordens Halle der Macht. Sie legten strengen Wert darauf, nur Auserwählte zu einem Magier auszubilden. Mit dem Sieg über die Arkorither blieb den Menschen das Echo einer einzigen Frage: Würde die Zeit der Kriege niemals aufhören?